Wie bekomme ich mehr Reichweite? Marketing-Möglichkeiten für Selfpublisher

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Im letzten Blogbeitrag habe ich euch verraten, dass mein Buch sich die ersten Monate fast gar nicht verkaufte. Die Leserunde bei LovelyBooks brachte mir gute Rückmeldungen und fünf tolle Bewertungen bei Amazon. Verkäufe? Fehlanzeige. Wenn du ein Buch bei Amazon veröffentlichst, verschwindet es zwischen Millionen anderer Werke! Das lässt sich gut mit dem Buchladen vor Ort vergleichen: Ein Buch, das im hintersten Regal in der zweiten Reihe steht, findet niemand zufällig. Die Leserin muss vorher wissen, dass es existiert und direkt danach fragen. Oder der Buchhändler stellt es weiter nach vorne.

Wie wird dein Buch sichtbar?

Übertragen auf den Internethandel heißt das: Entweder will der Leser dein Buch lesen und gibt deinen Namen bzw. den Titel deines Buches direkt in die Suchmaschine ein. Dafür muss er natürlich bereits von deinem Buch gehört haben. Oder Amazon platziert dein Werk in Kategorien wie „Das könnte Ihnen auch gefallen“ und „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch“. Darüber entdecken dein Werk kauflustige Leserinnen auf Entdeckungstour, die vorher nicht mal von deiner Existenz ahnten.

So erfahren Leserinnen, dass dein Buch existiert:

1. Newsletter:
Du bist bereits bekannt, deine Fans fiebern auf dein neues Werk hin. Eventuell informierst du sie über deinen Newsletter. Wie du längst weißt, ist so ein Newletter das ideale Werkzeug, um Leserinnen langfristig an dich zu binden. Perfekt!
Vielleicht kommt dieser Tag, wer weiß, wer weiß…
2. Buchblogger:
Du stellst dir ein Team aus Buchbloggerinnen zusammen. Unter Hashtags wie #bloggergesucht kannst du diese bezaubernden Vielleser bei Instagram aufspüren. Auf Facebook tummeln sie sich in speziellen Gruppen. Wenn sie sich für dein Werk interessieren, stellst du es ihnen gratis zur Verfügung. Verpacke die Bücher liebevoll und lege ein paar Präsente wie Schokolade oder Teebeutel dazu. Die Bloggerinnen brauchen Nervennahrung, denn sie verschlingen ihr neues Lesefutter und bewerben es in ihren Blogs, eventuell stellen sie ihre Rezension auch auf Amazon. Meine Erfahrungen mit Bloggern sind leider nicht alle schön. Einige konnten mit meinem Buch einfach nichts anfangen, andere fanden es wunderbar. Schau dir vorher ihre Blogs an – wenn eine Bloggerin nur brutale Thriller liest, wird sie von deiner Romantasy-Perle enttäuscht sein. Die Chemie zwischen euch sollte auch stimmen.
3. Soziale Medien:
Bewirb dein Buch in den sozialen Medien! Deine Follower brennen darauf, jeden Tag fünf Instagram-Beiträge darüber zu lesen, wie toll dein Buch ist! Oje. Ich würde deinen Account auf stumm stellen. Du meinen wahrscheinlich auch. Oder gleich ganz entfolgen? Spam nervt! Auf Facebook gibt es Gruppen, in denen du dein Buch anpreisen darfst – vor allem Preis- oder Gratisaktionen für E-Books haben hier gute Chancen, Gehör zu finden. Außerhalb dieser Werbegruppen für Sparfüchse gilt: erfolgreiche Postings unterhalten, sind emotional oder behandeln ein Sachthema, das dich interessiert. Ich schaue mir gerne unterhaltsame Reels (Kurzfilmchen) an oder klicke auf Buchmarketing-Beiträge. Fotos vom Mittagessen wecken mein Interesse fast nie. Meine Faustregel: Ich überlege vor jedem Posting, ob ich es selbst gerne lesen würde.
Bis vor kurzem habe ich die sozialen Medien stiefmütterlich behandelt, daher weiß ich noch nicht, was sie alles können. Auf jeden Fall sind sie der place to be, um sich zu vernetzen. Aber eher mit anderen Autoren, Bloggerinnen, Covergestaltern, Testlesern oder Lektorinnen. Vielleicht folgt dir auch die ein oder andere Leserin – aber um diese an dich zu binden, empfiehlt sich eher ein Newsletter. Da ich keinen habe, kann ich hierzu nichts berichten.
4. Werbung über Dienstleister:
Es gibt Dienstleister, die dein Buch bewerben. Sie haben Newsletter oder Facebook-Gruppen mit tausenden Abonennten, in denen sie regelmäßig über neue, idealerweise vorübergehend preisreduzierte Romane berichten. Für diese Werbung musst du natürlich bezahlen. Ich habe unterschiedliche Erfahrungsberichte darüber gelesen, ob diese Werbung den Verkauf ankurbelt. Selbst habe ich sie nicht ausprobiert, da sie eher auf Werke der üblichen Genres ausgerichtet ist.
So findest du Leser auf Amazon:

So viel zum Marketing außerhalb des Internethandels. Die andere Möglichkeit besteht darin, Herrn Amazon zu bestechen, so dass er dein Buch weiter vorne ins Regal stellt. Du ahnst es wahrscheinlich schon: Das kostet echtes Geld. Aber Hand aufs Herz – der Buchmarkt ist übersättigt, keiner wartet auf unsere Romane. Irgendwo habe ich gelesen, dass es Millionen kostet, ein unbekanntes Debüt in einen Bestseller zu verwandeln. Das kann sich der Betreiber einer Drogeriekette leisten 😉 oder ein großer Verlag. Wir beide nicht. Wir hoffen darauf, dass unser Indiewerk viral geht und investieren ein paar Euro in seine Sichtbarkeit. Ich habe mich für Werbung auf Amazon entschieden, weil sie mir für mein „genreloses“ Werk am geeignetsten erschien.

Eins vorweg: Um auf Amazon Werbung zu schalten, benötigst du in Deutschland eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (wie diese in anderen Ländern heißt, weiß ich nicht). Diese beantragt man beim Finanzamt. Da Amazons Algorithmus Bücher lieber mag, die sich aus dem Stand gut verkaufen, solltest du diese am besten bereits vor der Veröffentlichung besitzen. Nachteil der UStID: Mehr Arbeit bei der Steuererklärung.

So funktioniert Amazon-Werbung:

Jemand stöbert in der Buchabteilung des Onlinehandels. Über manchen Buchvorschlägen steht dezent „Gesponsert“. Das sind die Titel, die nur gegen Geld auf dem Grabbeltisch zwischen den Bestsellern auftauchen. Bezahlen musst du übrigens erst, wenn jemand das Buch in die Hand nimmt und darin blättert. Dabei ist es egal, ob er es kauft oder nicht. Klickt die anvisierte Person nicht auf dein Werk, kostet es dich nichts.

Ein Zahlen-Marathon

Achtung, jetzt folgen sehr viele Zahlen! Mein Buch tauchte also auf dem virtuellen Grabbeltisch auf, manchmal ganz oben, manchmal weit unten. Etwa einer von 1000 Kunden an diesem Grabbeltisch klickte darauf. Von diesen wiederum kaufte einer von knapp 30 das Buch und einer von geschätzt 60 lieh es über Amazons Bücherei „kindleunlimited“ aus. Ein Klick hat mich im Durchschnitt 15 Cent gekostet. Service für Rechenfaule: Für jedes verkauftes Buch habe ich damit im Durchschnitt fast 3 € bezahlt. Nach einer Weile verkauften sich aber auch Bücher, ohne dass ich sie beworben hatte. Herr Amazon hatte mich endlich freiwillig weiter nach vorne ins Regal gestellt! Das passiert erst, wenn du eine bestimmte Anzahl an Büchern verkauft hast.

Es gibt drei verschiedene Werbeoptionen auf Amazon:

1. Automatische Ausrichtung:
Hier sucht Amazon selber aus, wo die Werbung am erfolgreichsten platziert werden sollte. Es dauert ein paar Wochen, bis das System dein Buch kennengelernt hat und den richtigen Kundinnen präsentiert. Bei mir hat es eine Weile gut geklappt, dann überhaupt nicht mehr.
2. Manuelle Ausrichtung nach Stichwörtern:
Hier nennst du Amazon Stichwörter. Sobald Kunden nach diesen suchen, erscheint dein Werk unter den Produkten, die ihnen angeboten werden. Ostsee, Darß, erste Liebe – für meinen Liebesroman habe ich bereits eine Liste mit vielversprechenden Stichwörtern im Kopf. Bei meinem Debüt war es schwieriger, weil es in keine Nische passt.
3. Manuelle Ausrichtung nach Buchtiteln oder -genres:
Amazon zeigt dein Buch auf den Produktseiten einzelner Bücher, die du auswählst oder platziert es auf Buchproduktseiten, die zu bestimmten Genres zählen. Das hat bei mir sehr gut funktioniert. Ein paarmal wurde mein Buch über Werke von Haruki Murakami verkauft. Am häufigsten über „Unorthodox“ von Deborah Feldman. Finde ich beides supercool!
Die Genre-Aufteilung von Amazon ist übrigens sehr breit gefächert. Schonmal vom Genre „Vereinigte Staaten Dramen und Theaterstücke“ gehört? Ich auch nicht. In jedem dieser Subgenres erhält das Buch mit den meisten Verkäufen einen Wimpel, auf dem „Bestseller“ steht. Amazon kürt viele Bücher zu Bestsellern.

Die Werbung schaltest du direkt auf deiner KDP-Seite.

Bild (lizenzfrei) von Canva.